Papst Benedikt – Romero kein Befreiungstheologe im marxistischen Sinne
Utl.: Postulator Erzbischof Vincenzo Paglia im Interview mit Missio
Wien (Missio – Päpstliche Missionswerke in Österreich): “Papst Johannes Paul II. war immer von Oscar Romeros Heiligkeit überzeugt, Papst Benedikt XVI. davon, dass Romero kein Befreiungstheologe im marxistischen Sinne war”, sagt Erzbischof Vincenzo Paglia, Postulator des Seligsprechungsprozesses von Oscar Romero, im Interview mit Missio. Benedikt XVI. hatte auch im Dezember 2012 den Anstoß gegeben, die Causa weiterzuführen.
Paglia betont, dass der längere Weg bis zur Seligsprechung nicht in inhaltlichen Bedenken seitens der Päpste gründete: “Ich denke, dass die Causa nicht wegen des Inhalts, sondern aus Gründen der Opportunität so lange blockiert war. Die Kirche in El Salvador ist bis heute noch immer gespalten. Aber ich bin überzeugt, dass die Kirche in El Salvador durch diese Seligsprechung wieder vereint sein wird.”
Der erste Märtyrer des Zweiten Vatikanischen Konzils
Erzbischof Paglia bezeichnet Oscar Romero als ersten Märtyrer des Zweiten Vatikanischen Konzils: “Romero wurde nicht im strengen Sinn ,aus Hass gegen den Glauben’ hingerichtet, sondern aus Hass gegen eine Kirche des Zweiten Vatikanischen Konzils, die sich öffentlich auf die Seite der Armen stellt. Das Verständnis einer Kirche, die sich auf den Weg macht, die den Armen dient, war unter den extremen Rechts-Parteien in El Salvador verhasst. Das Regime brachte alle Priester um, die so leben wollten.”
Das habe zu einem weiteren und tieferen Verständnis von Martyrium geführt: “Während die Kirche früher nur jemanden als Märtyrer betrachtete, der ausdrücklich seinen Glauben nicht verleugnete, so anerkennt die Kirche heute auch diejenigen als Märtyrer, die aus Solidarität mit dem Nächsten, aus Liebe zum Frieden oder um der Gerechtigkeit willen getötet wurden. Der Glaube ist nicht eine Glaubensformel, sondern es handelt sich um einen inkarnierten Glauben, der durch den Dienst der Liebe die Welt verändert.”
Vita Erzbischof Vincenzo Paglia
Erzbischof Vincenzo Paglia, geb. 1945, studierte an der Päpstlichen Lateran-Universität in Rom Philosophie und Theologie, anschließend Pädagogik an der Universität von Urbino. 1970 Priesterweihe. Als Rektor der Kirche Sant’Egidio und Pfarrer der Basilika Santa Maria in Trastevere in Rom begleitete er seit Anfang der 1970er Jahre das Entstehen und Wirken der Gemeinschaft Sant’Egidio. 1997 wurde er zum Postulator des Seligsprechungsprozesses von Oscar Romero ernannt und im Jahr 2000 zum Bischof von Terni-Narni-Amelia geweiht. Seit 2012 leitet er den Päpstlichen Rat für die Familie.